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Das Ende des Fernsehens?

Ist das Ende des Fernsehens allmählich erreicht? Werden sich die Sendungen ins Internet verlagern? Eine Ende des Sendezeitausgerichteten Lebens. Einen weiteren Schritt dahin tut derzeit Ulmen.tv und stellt auch inhaltlich eine krasse Mediensatire dar.

Denke ich an meine Kindheit zurück, erinnere ich mich noch, wie ich zusammen mit einem Freund panisch vom Spielplatz aufgebrochen bin um die neue He- Man Folge zu sehen.

Mit der zunehmenden Verbreitung von Videorecordern ließ dieser Trend nach, seit dem Siegeszug von YouTube und Co. scheint er gänzlich zu verschwinden. Wir sind nun nicht mehr zeitgebunden, nicht mehr programmabhängig. Jede Information ist weltweit, zu jedem Zeitpunkt, abrufbar. Das Befreit einerseits, nimmt uns aber auch die Entscheidungsarbeit ab, Prioritäten zu setzen. Früher war jedem klar: dieser Typ da hat ein ernsthaftes Fernsehproblem. Wenn Verabredungen verschoben wurden, wenn das alltägliche Leben auf die Programmzeitschrift abgestimmt war.

Heute hat jeder die Möglichkeit ein heimlich zu betreiben. Wenn die Zeit es gerade zulässt, wenn man sich langweilt, wenn man mal wieder nicht schlafen kann, wenn man einfach mal wieder vor dem Rechner versackt. Aber darum soll es im Grunde gar nicht gehen. Fakt ist, dass das Internet nicht mehr nur eine Gefahr für die Printmedien darstellt, sondern auch zur immer ernster zu nehmenden Konlurrenz für das gute alte Fernsehen wird.

Als Fortsetzung der, leider nicht sehr erfolgreich gelaufenen, Sendung „Mein neuer Freund“ startete heute Ulmen.tv mit einer Pressekonferenz. Drei bereits bekannte Charaktere werden hier ins Rennen geschickt, als Teilnehmer/ Moderatoren fiktiver Reality- Shows. Das Traurige dabei ist, die Konzepte sind genauso real wie die von RTL, Pro7, Kabel 1 und co. produzierten Shows.

Hamburger Lebenskünstler Knut Hansen besucht hier einen bayrischen Bürgermeister (natürlich CSU- Mitglied), der die Schönheit seiner Stadt anpreist. Das heißt in seinem Sinne: kaum Schwule, nur neun Ausländer.

Alexander von Eich bekommt es in seiner Sendung „Alexander von Eich hilft“ mit Hartz IV- Empfängern zu tun, die sich von ihm erniedrigen lassen müssen um ihren vermeidlichen Weg aus den Schulden zu finden.

Dritter im Bunde ist Uwe Wöllner. Aus dem Freak soll anhand von Personality Beratung ein echter Kerl gemacht werden.

Die Konzepte sind sehr vertraut und auch das gezeigte unterscheidet sich nur insofern von den bekannten Sendungen, dass die Charaktere Situationen zu überspitzen wissen. So grenzt das Motivationstraining Alexander von Eichs schon beinahe an trauriger Realität und regt mehr zum Mitleid an, als es die heuchlerischen Versuche bei RTL (und den anderen) jemals geschafft haben.

Das Interessante an der gesamten Sendung ist, dass sie ausschließlich im Internet zu sehen ist. Vermutlich eher als Konsequenz daraus, dass Pro7 damals „Mein neuer Freund“ absetzte, doch ergeben sich daraus nun viele weitere spannende Möglichkeiten. So ist die Verknüpfung mit den Blogs der Charaktere und Twitter um einiges simpler, als würde man zum Beispiel der Super Nanny einen Twitter- Account zur Verfügung stellen und dies am Ende der Sendung einblenden.

Die Frage ist natürlich, ob in naher Zukunft das Fernsehen zu einem Ende kommen wird, die Sender lediglich für das Internet produzieren werden.

Vorteile dabei wären, dass Sendungen schneller abgesetzt werden können. So verschwindet vielleicht der leidige Trend der Überflutung durch Talk-, Gerichts-, Casting- und Reality- Shows. Vielleicht sind wir alle dann nicht mehr abhängig von den 5640 Haushalten, die derzeit das Fernsehprogramm repräsentieren. Vielleicht ein Abschied vom Verblödungsfernsehen, vielleicht eine Möglichkeit.

Da aber Flexibilität und Medien nicht sonderlich gut miteinander zu harmonieren scheinen, stehe ich der Umsetzbarkeit noch etwas skeptisch gegenüber. Wenn sich jedoch ein Weg finden sollte, könnten wir alle gerade Zeugen davon werden, wie die ersten Schritte getan werden.